Die Zukunft ist da – der Bau hingegen hinkt teils noch hinterher. Was sich in der Branche ändern muss und wie die Zukunft mit Smart Homes aussieht, davon erzählte Frank Talmon l’Armée auf dem Heuer Dialog Jahreskongress mit dem Tagesthema „Modulares Bauen der Zukunft“.

Desinfektionsmittel, Masken, Regelhinweise und Menschen wie Tische auf Abstand. Die Coronapandemie steht auch über Heuer Dialog. Abhalten ließ sich davon jedoch niemand, die Plätze sind befüllt und Redner, die nicht persönlich kommen konnten, schalteten sich online hinzu.

„Auf die innere Schönheit kommt es an“, erzählen Eltern oft ihren Kindern und dennoch reden manche immer noch von Platte 2.0, wenn es um den Modulbau geht. Menschen wollen neben bezahlbaren Wohnraum und Funktonalität auch, dass ihre Wohnung oder das Bürogebäude ästhetisch ansprechend ist, um sich darin wohlzufühlen. Wie wichtig dies mit Blick auf Kosten und Nachhaltigkeit ist, darf nicht unterschätzt werden. Nur wenn ein Gebäude lange benutzt wird, rentiert sich der Bau und die Umwelt wird nicht zu stark belastet. Gilt ein Gebäude aber schnell als veraltet und nicht ansprechend, wird es nicht genutzt und muss frühzeitig abgerissen werden. Funktionalität, Nachhaltigkeit und Ästhetik müssen daher Hand in Hand gehen. „Bei unseren Entwürfen kann niemand von außen erkennen, dass es sich um Modulgebäude handelt. Durch die vielfältige Kombination der Einheiten und die unterschiedlichen Fassaden können die verschiedensten Häuser gebaut werden“, sagt Frank Talmon l’Armée, Gründer und Vorstand bei SEMODU AG.

Um nachhaltiger zu werden, muss außerdem die Umweltbelastung in der Baubranche angegangen werden, sowohl in der Produktion als auch während der Nutzung. Die Baubranche produziert über 50 % des jährlichen Abfalls, nutzt zu 70 % nicht nachwachsende Rohstoffe und ist einer der größten CO2-Verursacher weltweit. Diese Probleme können und müssen an verschiedenen Stellen angepackt werden.

Ein erster Schritt ist hier, die Baubranche zu industrialisieren. Als letztem Sektor der Wirtschaft wird hier weiterhin nicht in Serie gebaut, stattdessen ist jedes Haus quasi ein Prototyp, was zu entsprechend hohen Bauschäden und Abfall führt. Dabei bietet sich gerade der Modulbau, mit seinen vorgefertigten Einheiten, für die serielle Produktion an.

Doch nicht nur die Produktion in Serie, auch der Schritt hin zur Kreislaufwirtschaft ist im Modulbau einfacher, könnten hier doch einzelne Elemente, aber auch ganze Modul wiederverwendet werden. Da die wichtigsten Komponenten, quasi die DNA des Modulbaus, einfach auseinanderzubauen sind, können Gebäude erweitert, reduziert oder an ganz anderen Standorten aufgebaut werden. Diese Bauweise erleichtert auch das Recycling. „Wichtig ist für uns mit nachhaltigen Rohstoffen zu bauen, wie es bei unseren Holz- und Hybridmodulen der Fall ist. Wobei wir nicht nur Holz verwenden, sondern uns auch für die Aufforstung engagieren“, betont Talmon l’Armée.

Die Gebäude der Zukunft sind aber nicht nur nachhaltiger, sie sind auch „intelligenter“. Unterschiedlichste Anbieter arbeiten bereits an Neuheiten für sogenannte Smart Homes. Dabei geht es neben Heizung, Haussicherheit, Licht, Audio und vielen weiteren Devices auch um vollständig digitalisierte Raumwände, die per Touch, Gestik, Sprachsteuerung und App bedienbar sind. Diese digitalen Wände sind eine Plattform und gleichzeitig ein neuer interaktiver Device, der alle Funktionen in sich vereint, welche früher über eine Unzahl von Geräten verteilt war. So verwandeln sich die Digitalwände zu Tapeten, präsentieren Kunstwerke aus den renommiertesten Museen dieser Welt, sind Social-Media-Walls, ersetzen den Fernseher und das Fotoalbum der Familie. Hinzukommt, dass Flächen in der Horizontalen beheizbar, magnetisch oder auch mittels Induktion als Kochstelle genutzt werden können. Natürlich können hier alle Tools und Funktionen vernetzt und über eine App von überall gesteuert werden. „Ich bin der festen Überzeugung, dass alles was sich dematerialisieren lässt in Zukunft auch dematerialisiert wird.“, fährt Talmon l’Armée fort und setzt damit ein klares Statement. Viele dieser Funktionen kann das Haus der modularen Zukunft werksseitig vorhalten. Die Nutzung geschieht dann, wenn sie der Bewohner benötigt – als zeitgemäßes pay-per-use – Modell.

Genau dieses Nutzerverhalten wird nicht nur die Zukunft des Wohnens, sondern sich auch sämtliche weitere Bereiche unseres Lebens einnehmen. Denn sie spart nicht nur Zeit, Energie und Geld, sie ist vor allem eins: Flexibel. Wer sollte sich schon eine mehrere tausend Euro teure Warnanlage installieren, wenn man diese auch nur für die fünf Wochen Urlaub im Jahr aktivieren und anschließend wieder deaktivieren kann?

Der Alltag wie wir ihn kennen wird sich schon in wenigen Jahren radikal und vor allem digital verändern.

Alale-Sarshar-Fard, ECHOLOT Editor

Redakteurin

Alale Sarshar Fard
echolot public relations
+49 711 9901486
[email protected]

Artikel teilen